Schuberts Siegel
8 Sep
Sonntag, 18.9.2011 | 11.00 Uhr | Konzerthaus Berlin, Kleiner Saal
Wer kennt das berühmte Bild des Malers (und Freundes) Moritz von Schwind nicht: Menschen, die sich in einem Biedermeiersalon um einen Flügel drängen, an dem ein Mann mit einer markanten Brille sitzt – Franz Schubert höchstselbst, der hier einen Sänger begleitet. Sozusagen die Urform der »Schubertiade«, jenes geistreichen Salons, der im 19. Jahrhundert Ort und Inbegriff für Musik, Lesung und geistreiche Konversation war. Eine Kunstform, die Freunde der Kammermusik bis heute bewahrt haben und die in entsprechenden Sälen eine erstaunliche Intimität zu schaffen vermag. Vor allem dann, wenn – wie bei dieser Matinee im Kleinen Saal des Konzerthauses Berlin – ausschließlich die Musik Schuberts auf dem Programm steht. Wie schon sein Komponistenkollege Robert Schumann schrieb: »Nur wenigen Werken ist das Siegel ihres Verfassers so klar aufgedrückt, als den seinigen.«
Dabei hatte Franz Grillparzer noch in seiner Grabrede für Schubert dessen Schaffen als unerfüllt bezeichnet: »Die Tonkunst begrub hier einen reichen Besitz, aber noch viel schoenere Hoffnungen.« Doch während Grillparzer mit letzteren wohl vor allem auf Sinfonie und Oper zielte, barg (und birgt) die Kammermusik einen geradezu revolutionären Geist, der zu Schuberts Zeiten nicht wenige Interpreten eher verstörte als erfüllte – und selbst den Dichterfürsten Goethe veranlasste, die Werke ob ihres dämonischen Geistes zu ignorieren und die Annäherungsversuche des jungen Komponisten zurückzuweisen. Erst Nietzsche erkannte den »größten Erbreichtum an Musik« im Œuvre des Österreichers.
Diesem Reichtum spüren die beiden Konzerthausorchester-Mitglieder Michail Sekler (Violine) und Stefan Giglberger (Violoncello) zusammen mit dem Pianisten Michail Mordvinov nach.
Michail Sekler Violine
Stefan Giglberger Violoncello
Mikhail Mordvinov Klavier
Franz Schubert Notturno für Klaviertrio Es-Dur D 897
Franz Schubert Duo für Violine und Klavier A-Dur D 574
Franz Schubert Klaviertrio B-Dur op. 99 D 898
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